Ein tiefes Loch

Kurz vor ihrem 50. Geburtstag fallen viele Männer in ein tiefes Loch und erleben eine schwere, sentimentale Sinnkrise. Midlife Crisis nennt man dieses Phänomen.

Auch wenn sich die vorläufige Lebensbilanz sehen lassen kann: plötzlich stellt man alles in Frage. Irgendwie läuft es nicht mehr so richtig. Der Wahnsinn des Alltags macht einem zu schaffen. Und dann der körperliche Niedergang: Gewichtszunahme, Schweißausbrüche, Atemnot – männliche Menopause, da soll man sich keine Sorgen machen?

Auch Jo Hartmann steht kurz vor seinem 50. Geburtstag. Auch Jo Hartmann ist in ein Loch gefallen. Allerdings hat das nichts mit dem zuvor beschriebenen Psychokram zu tun.

Drehen wir also die Zeit noch mal zurück:

Schmallenberg, wie schreiben den 9. September 2011. Es ist kurz vor 21:00 Uhr, in 2 Minuten soll die Show beginnen. Jo will sich in dem kleinen Garderobenraum neben der Bühne noch kurz sein legendäres schwarzes Bühnenhemd überstreifen.

Der Rest der Band steht bereits startklar auf der Bühne, das Programm soll mit „Wieder Da“ eröffnet werden. Auf einmal dringen unterdrückte Hilfeschreie aus der Garderobe.

Martin ist der einzige, der das mitbekommt und glaubt natürlich zunächst an einen Scherz. Als die Klagelaute aber nicht abreißen sieht er sicherheitshalber mal nach. Was heißt hier sehen, der kleine Raum ist stockdunkel. Erst als Martin das Licht anschaltet, zeigt sich  die ganze Bescherung: Am hinteren Ende des kleinen Raumes tut sich ein großes Loch im Fußboden auf. Und in dem Loch hängt Jo - und der ist echt in Panik. Wie im Kino. Mit letzter Kraft klammern sich die Finger des Protagonisten an den Rand des Loches, der Sturz in den Abgrund ist nur noch eine Sache von Sekunden, das Leben zieht noch mal am inneren Auge vorbei …

 

 

Martin greift beherzt zu – aber ehrlich, wie soll der schmale Gitarrist das nötige Gegengewicht aufbringen, um den nicht eben zierlichen Sänger aus dem Loch zu ziehen?

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit gelingt es, zusammen mit Christoph, Jo wieder ans Tageslicht zu befördern.

Das war wirklich knapp. Die Sache hätte ins Auge gehen können. Dann hätten wir uns eine tolle Party abschminken können.

So aber haben wir an Jo Hartmanns 50. Geburtstag allen Grund zu Feiern! Die Sonne hat ihn wieder, von sentimentalen Sinnkrisen keine Spur. Dazu zwei Kandidaten für die Lebensrettungsmedaille und eine Menge Stoff für neue Lieder.

Reimt sich irgendwie …